Kambodscha: Im Reich der Khmers

Kambodscha Grenzkultur

Wir hatten schon Vieles gehört von Kambodscha, dem relativ kleinen Land in Südostasien und hatten doch nichts gewusst. Bei einem kleinen Grenzübergang Vietnam/Kambodscha kamen wir uns vor wie im falschen Film. Da wurden die Pässe gleich mit Geldscheinen den Grenzbeamten im Holzhüttli über den Tisch geschoben. Ein reges Treiben, dachten wir, wenn man bedenkt, dass nach dem Zollhüttli für die nächsten 100km keine nennenswerte Ortschaft folgt. Einzig ein überdimensioniertes Casino stand in der einsamen Prärie. Das war also der Grund, oder doch nicht? Während wir den Deal für das Hotelcasino regelten, hörten wir lautes Gejohle von nebenan. In einer versteckten Arena mischten wir uns später unter die Menge: dicke Luft, die Tribüne gefüllt mit Männern, aufgepeitschte Stimmung, der Ring mit Neonlicht beleuchtet, die Ventilatoren liefen auf Hochtouren, hunderte von Dollars wurden in einem unüberblickbaren Chaos hin- und hergeboten, nervös kauten die Herren in der ersten Reihe an ihren langen Fingernägeln, der Speaker im Ring mit dem Mikrofon machte weiter Stimmung, die letzten Vorbereitungen vor dem Kampf wurden getroffen und dann konnte es losgehen - mit dem Hahnenkampf. Eine blutige Sache, die mit einem am Fuss fixierten Metallstachel noch dramatisiert wurde. "No photo!", hatte "Mann" mit ernstem Blick gesagt. Natürlich habe ich trotzdem geknipst. In der entscheidenen Kampfphase hat sich niemand mehr für unseren Fotoapparat interessiert. Ohne jegliche Anzeichen löste sich die etwas suspekte Gesellschaft im Null-Komma-Plötzlich auf und verschwand in alle Richtungen mit den verpackten Kampfgockeln. Die Hahnenkampfrunde wurde abgelöst durch Spielsüchtige und viele junge Damen, die vor dem Hotel auf Kundschaft warteten. Welcome to Cambodia?!

Erwartungen und Überraschungen
Wenn wir an Kambodscha dachten, hatten wir Bilder im Kopf von den Tempeln von Ankor Wat, hatten gehört von dem armen Land, von "Hello, Hello, Hello"-rufenden Kindern, wussten von der flachen Landschaft, dem Mekong und konnten uns die überladenen Pick-up's und kuriosen Fahrzeuge vorstellen. Doch Widererwarten hat uns eine hügelige Landschaft im Osten überrascht (und geschafft). Ausserdem ist Kambodscha ein Land voller Horrorgeschichten aus der Vergangenheit (Khmer Rouges, Bürgerkrieg, usw.), ein Land voller NGO's, ein Land voller Insekten und anderen ungewöhnlichen Viechern (ob auf der Speisekarte oder anderen unerwünschten Orten). bild
bild Begeistert hat uns die Sommermode (Männer: siehe links, Frauen: Pyjama-look), der Mekong-"Radweg", der Sticky-Reis im Bambus, der Zuckerrohrsaft. Und wer hätte gedacht, dass in der Hauptstadt so viel Reichtum steckt, wo es auf dem Land im Gegensatz so arm ist? Und dass wir uns seit Monaten die beste Lasagne aller Zeiten servieren lassen? Unvergesslich bleibt für uns aber vor allem ein Abend: Beatocello (Beat Richner).
Abenteuerfahrt im Osten

Doch jetzt noch eins nach dem andern. Nach dem absurden Start ging es zurück in die Wirklichkeit. Unsere ersten 300km führten auf einer abenteuerlichen Route durch den Osten. Viel Staub mussten wir schlucken, viel Dreck klebte auf der schweissigen Haut und eine lange Sandpiste ging mächtig in die Beine. Die Gegend war sehr dünn besiedelt, auf langen Kilometern durch die Hügellandschaft in Mondulkiri ("Meeting of the Hills") waren es zum Teil nur noch die Affen in den Baumkronen, die riefen.

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Und als wir dann mitten drin waren in dieser verlassenen Gegend, in einem winzigen Dörfchen, stach mich ein Skorpion beim Anziehen der Velohandschuhe (dort hatte er es sich gemütlich gemacht) in den Finger. Es folgten zwei schmerzhafte Stunden, viel Aufregung (wir hatten ja keine Ahnung wie giftig das Biest war), eine Suche nach dem Verantwortlichen des "Health-Centers" und die Antwort: "Yes, need medicine. But I no have". WAS?! Zwei Telefongespräche später, war die Panik dann vorbei. Der Skorpion war nicht gefährlich!
Entlang dem Mekong: einfach geniessen
Nach zwei gemütlichen Tagen am Vulkankratersee in Ban Lung fuhren wir auf einer guten Strasse Richtung Mekong. Hier hat der Eco-Tourismus Einzug gehalten. Schöne Homestays (ohne Matratzen) wurden angeboten. Am Mekong konnten wir zwei der seltenen Irrawaddy-Delfine erspähen, wurden dann aber leider von einem gar strengen Polizisten vom Platze verwiesen. Seit Langem traffen wir wieder auf Fahrradreisende. Unter anderem lernten wir Fabienne und Fabian aus der Schweiz kennen, mit denen wir drei kurzweilige Tage dem Mekong entlang fuhren. bild
Alle paar Stunden schlürften wir Eiskaffee, hin und wieder eine "Abkühlung" im Mekong, liessen die Fische an den Füssen knabbern und leider musste zuletzt eine Wunde an Fabienne's Fuss gepflegt werden. Nein, nicht die Fische waren Schuld daran, sondern ein fieser Bambusspross.
Auf der Hauptroute: Phnom Penh - Siem Reap
bild In Phnom Penh und Siem Reap (Angkor Wat) hatten wir viel Zeit für Sightseeing eingeplant. Der Luxus des Könighauses und der Silberpagoda in der Hauptstadt kam uns fast etwas unwirklich vor, wohnten auf dem Land die Familien in einfachen Hütten, spielten die Kinder nackt in den Pfützen und waren die Ochsenkarren manchmal der Hauptverkehr auf der Strasse. In Siem Reap hatten wir drei Tage volles Programm. Die Angkor Wat Tempel der Khmers sind so unvorstellbar gross und weitläufig, dass wir auch so nicht alle sehen konnten.
Hier werden wir auch Weihnachten verbringen, uns ein feines Fondue-Chinoise auf der Terrasse des Guesthauses zubereiten und vielleicht etwas wehmütig an zu Hause denken. Denn die schöne Weihnachtsstimmung bleibt in diesem Jahr wohl komplett aus. bild
... ach ja, nochmals zurück zu den Insekten und anderem Getier

Gegessen wird in Kambodscha alles Mögliche und Unmögliche. Und nichts soll unversucht bleiben (sagte sich vor allem Tobias): etwas Überwindung und eine Dose Bier brauchte es, um die Ei-Embryos zu essen. Noch mehr Überwindung kostete die frittierte Tarantel, die wir dank einem hilfsbereiten Chinesen im Plastiksack spät Abends noch erwarben. Zurückblickend können wir sagen, Kambodscha war für uns eindrücklich, erstaunlich und vor allem erlebnisreich!

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Beatocello (Beat Richner)