Malaysia: Die grösste Herausforderung ist der Kampf im Kopf

Georgetown bzw. Penang
bild Unser erster Halt in Malaysia war auf der Insel Penang, wo im 18. Jahrhundert die Engländer als erste britische Siedlung die Stadt Georgtown errichtet hatten. Das bunte Durcheinander der verschiedenen Kulturen in den wunderschönen Gassen mit alten chinesischen "Shophouses" und Kolonialgebäuden hat uns sofort gefallen. Das Zusammeleben der Chinesen, Inder, Malaien, Europäer usw. alle mit ihren eigenen alltäglichen Bräuchen hat uns fasziniert (in Malaysia: Malaien 65%, Chinesen 26%, Inder 8%, andere 1%). Während im chinesischen Tempel der Geschmack von Räucherstäbchen und deren Nebel in der Luft lag, trällerte um die Ecke vor dem Sari-Shop die neuste Bollywood Musik aus dem Lautsprecher.
Das Essen sei in Penang das Beste in ganz Malaysia, ein Vergleich auf hohem Niveau. Doch auch wir fanden, die Küche in Penang wurde ihrem Ruf gerecht. Auch die schönsten Cafés hatten wir hier gefunden mit einer lange vermissten Auswahl an leckeren Backwaren.
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Kühle Luft in den Cameron Highlands, Schatten im Jungel

Nach zwei Tagen von Georgetown nach Tapah waren wir froh, die Hauptverkehrsachse verlassen zu können. Ausserdem freuten wir uns auf einen zünftigen Aufstieg. Das Flachlandfahren ist auf die Dauer einfach nichts für uns.

Es hätte nicht besser sein können: eine schöne, verlassene Strasse führte im Schatten von dichtem Jungel bei angenehemer Steigung hoch in die Cameron Highlands. Auf halber Strecke trafen wir einen Holländer, der uns auf dem Fahrrad entgegensauste. "They will soon overpass you...", meinte er. "Was? Wer wird uns überholen?" Die "Tour de Langkawi/Malaysia" - die malaiische Version der "Tour de Suisse" führte zufällig an diesem Tag in die Cameron Highlands hoch. bild
bild Also stellten wir uns an einem schönen Aussichtspunkt auf die Teeplantagen an den Strassenrand und warteten und warteten. Die Rennradprofis, mehrheitlich Nachwuchsfahrer aus Europa und Asien lagen nicht ganz im Fahrplan. Die Spitzengruppen zogen dann doch in Renntempo vorbei, die nachfolgenden Gruppen sahen dagegen etwas müde aus. Beim letzten Fahrer des Rennens wollten wir mal testen, ob wir bergwärts ein paar Tritte mithalten können. Tobias, nach ca. 1 Kilometer immer noch dicht am Hinterrad des jungen Carbonflitzers dran, wurde dann aber von einem Polizisten auf Begleitmotorrad etwas unfreundlich zurückgepfiffen - wahrscheinlich disqualifiziert wegen zu viel Gepäck.
Nach dem Besuch der Plantagen und Teefrabrik, dem "afternoon tea" und einer kühlen Nacht, fuhren wir weiter in's Landesinnere durch die hügelige (oh ja, sehr hügelige) Landschaft. Der Abschnitt entlang und durch den Taman Negara Nationalpark war besonders schön. Wir fühlten uns wie in einem Zoo ohne Gehege und hielten immer wieder an um Affen, Varane, Schlangen, Wildschweine und Nashornvögel zu beobachten. Ob der einheimische Töfflifahrer, mit dem wir bei einer Pause kurz plauderten, legal jagen durfte? Auf jeden Fall hat er die versteckten Fallen für die Tiere Tobias nur nach längerm Zögern gezeigt.
zu Besuch in Kuala Lumpur bei Nicola und Phil

Kuala Lumpur bekommt von uns den ersten Preis für "die schönste Einfahrt in eine Millionenstadt" (vom Osten auf der Str. 68) und es waren bisher immerhin deren 16. Bis vor die Stadtgrenze fuhren wir im Jungel auf einer verlassenen Strasse mit Affen als Wegzöllner. Unerwartet tauchte plötzlich eine heisse Quelle auf. Zwar waren wir sowieso schon überhitzt, aber das konnten wir uns dann doch nicht entgehen lassen.

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Tobias navigierte uns gekonnt durch die Stadt direkt zur Adresse von Nicola und Phil. Die beiden hatten wir auf der Bootstour in Halong Bay, Vietnam, kennengelernt. Wir trauten unseren Augen kaum, als wir in das edle Wohnquartier "Desa Parkcity" reinfuhren. Die ganze Palette an Edelkarossen überholt uns auf der feinsäuberlich herausgeputzten Strasse. Ein künstlicher See als kleines Erholungsgebiet, eine Shoppingmall mit Restaurants für jeden Geschmack, Security hier, Security dort. Diese Art von Bilderbuch-Vorstadt war uns neu, doch wie wir im Nachhinein eingestehen müssen, durchaus bequem bis verlockend. bild
Im Stadtzentrum machten wir einen eintägigen Refresher. Vor sechs Jahren waren wir schon einmal in Kuala Lumpur. Das Vorstadtleben schien uns diesmal viel cooler! Spontan wurden wir von Phil und seinen Lehrerkollegen eingeladen zum Tennismatch "WTA Malaysian Open" und ebenfalls als Gäste der "British International School" über unsere Reise zu erzählen. Die ca. 50 Schüler zwischen 6-8 Jahren haben uns buchstäblich belagert.
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Thank you so much, Nicola and Phil! We hope to see you again.
Nebel über Malaysia
bild Wir hatten vergleichsweise häufig "schlechtes" Wetter, doch Nebel über Malaysia gab es für uns auch im übertragenen Sinn. In Georgetown wurden wir aus unserem Reisetraum in die Wirklichkeit zurückgeholt. Seit wir vom tragischen Unfalltod von Mary und Pete erfahren hatten, bekam die ganze Reise eine andere Bedeutung. Eine Wolke voll Gedanken fuhr seither mit uns mit.
Wir haben zurück gedacht an die Zeit mit ihnen, haben gegrübelt, uns abgelenkt, wieder nachgedacht und einfach nichts verstanden. Doch zum Beispiel die Fragen der kleinen Schüler in Kuala Lumpur zu unserer Reise, über die wir so herzhaft Lachen mussten, die Jungelgeräusche, denen wir manchmal lauschten, oder ein kurzer Schwatz mit einem Busschauffeur im Restaurant - das Leben dreht sich weiter, die Reise fortzusetzen hat gut getan.
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Reisebericht: Singapur